Zitat von
Bpharm
Zu dem Patient mit den 8 Medikamenten: Woher will der Apotheker denn wissen, was dieser Patient alles nimmt? Wenn er nicht alle Medikamente in der gleichen Apotheke gekauft hat, ist es so gut wie unmöglich dies herauszufinden. Fakt ist: Der Apotheker kennt normalerweise nicht das komplette Krankheitsbild des Patienten. Die wenigsten Apotheker fragen nach sonstigen Medikamenten, die der Patient einnimmt. Im Großteil der Fälle wäre dies auch sowieso sinnlos, weil die wenigsten Patienten wirklich wissen, was sie vom Arzt verschrieben bekommen haben und schlucken es einfach runter. Die Patienten verunsichert es ja schon und verstehen es nicht, wenn eine andere Marke mit dem gleichen Wirkstoff eine andere Tablettenform/-farbe hat. Solange der Apotheker nicht das komplette Krankheitsbild mit Medikamenteneinstellung kennt, ist es ausgeschlossen eine wirklich korrekte Beratung zu geben. Zudem ist es auch zeitlich gesehen nicht realisierbar. Auch die Patienten haben im Großteil aller Fälle nicht vor eine lange Beratung vom Apotheker zu erhalten, sondern lediglich die Medikamente. Das Problem ist nun mal das Verständnis des Apothekers in unserer Gesellschaft. Wenns nach mir ginge sollte man eine Krankenkarte/-akte bundesweit (oder noch weiter) einführen, auf der ersichtlich ist, welcher Arzt was diagnostiziert und welcher Apotheker was abgibt. Das könnte man ja bespielsweise auf dem Chip der Krankenkassenkarte speichern. Da käme es zu einem wirklichen interdisziplinären Wissensaustausch und es würde wirklich was zur Arzneimittelsicherheit beigetragen werden, was manche Pharmazeuten hier im Board ja bei jetzigen minimalsten Standard schon so betonen. Der Austausch von Arzt und Apotheker, was in anderen Ländern tagtäglich stattfindet, würde gefördert werden. Die deutschen Apotheken haben es in diesem Bereich bislang absolut verschlafen und sich auf den Lorbeeren der letzten Jahrzehnte ausgeruht. Jetzt, wo sie merken, dass die Gesellschaft ihren Nutzen in Frage stellt, versuchen sie es mit Kosmetika, Homöopathie und Nahrungsergänzungsmitteln wieder gerade zu biegen. Die Apotheker sollten mal ihr Selbstverständnis überdenken und nicht bloß immer über die bösen bösen Krankenkassen rumjammern. Würden Apotheker die Krankengeschichte des Patienten kennen, könnten sie die Patienten (wenn die dies wünschen) in Form einer Sprechstunde analog zum Arzt beraten, und nicht bloß am Tresen öffentlich abwickeln, während hinter ihnen eine Schlange genervter Kunden wartet. Ich halte es eh für für eine Kuriosität, dass in Deutschland der Apotheker der Schweigepflicht (zu Recht!) unterliegt, aber dem Patienten zumutet seine Wehwehchen preiszugeben, während zig Leute hinter ihm mithören können. Kein Wunder, dass sehr viele Patienten bei Tabuthemen (bspw. erektile Dysfunktion), ominöse Internetseiten zur Beschaffung von Medikamenten heranziehen, während sie in der Apotheke doch ach so kompetent beraten werden. Klar, jetzt werden einige damit kommen, dass das alles schwer realisierbar ist. Dass diese Maßnahmen Zeit und somit auch Geld verschlingen würden. Aber dennoch bin ich der Meinung, dass wenn man sein Imageproblem (was derzeit scheinbar noch garnicht so groß ist) lösen möchte, nicht auf Nahrungergänzungsmittel und so einen Stuss setzen muss, welcher dann noch groß in der Apothekenumschau und anderen Klatschblättern im Namen der Apotheker beworben wird, sondern wirklich seine Qualifikationen dafür einsetzen sollte, dass zu tun, für das wir studiert haben, nämlich eine Gesundheitswissenschaft und somit zum Wohle des Patienten zu handeln. Wäre doch schön, wenn der deutsche Apotheker in 10 Jahren nicht als Verkäufer, sondern viel mehr als Gesundheitsberater wahrgenommen werden würde.
Sorry, dass es ein wenig länger geworden ist. Aber das musste ich mal loswerden und hoffe, dass mal ein paar Köpfe darüber nachdenken. In Deutschland gibt es immerhin ca. 50.000 Apotheker die ganz gut organisiert sind. Also handeln, solange es nocht geht.