Ich bin 29, habe ein abgeschlossenes Biostudium und vor ca. 1 Jahr meine Promotion angefangen.......... und überlege, diese abzubrechen und Pharmazie zu studieren, um Apothekerin zu werden! Ich hoffe sehr, hier ein paar zusätzliche Argumente oder Ratschläge dafür oder dagegen zu bekommen, da ich natürlich sehr unsicher bin, ob es das "wert" ist.
Der Grund, warum ich mit meinem bisherigen Studium unzufrieden bin:
Ich bin im Grunde gar nicht mit dem Bio-Studium unzufrieden. Es war nicht immer leicht, oft sogar ziemlich anstrengend (war so ein Spezial Bachelor-Master....), aber ich habe das Studium aus Interesse am Fach gewählt und deswegen hat es mir im Grunde meines Herzens doch (ab und zu) Spaß gemacht. Sogar mit einem recht guten Abschluss. Aber das ist gleichzeitig das Problem, dass ich das Studium nämlich aus Interesse am FACH gewählt hatte, nicht im Hinblick auf den späteren BERUF an sich. Was mich deprimiert ist die Ausbeutung der Doktoranden und Postdocs, ohne dass man großartig verdienen würde. Im Grunde geht es nur darum, möglichst schnell Ergebnisse zu bekommen, die man publizieren kann, damit man nach 3 Jahren den nächsten befristeten Vertrag bekommt und wieder umziehen muss(oder schon nach 2). 50 Stunden die Woche und extrem ungeregelte Arbeitszeiten sind in heißen Phasen keine Seltenheit, man traut sich noch nicht mal mehr als 2 Wochen Urlaub im Jahr zu nehmen, weil dann ja die Experimente/Ergebnisse leiden! Ständiger Stress, da man ja immer einen Prof als Chef hat, der oftmals sehr ehrgeizig ist. Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sprich Halbtagstätigkeit, ist nicht gegeben, und feste Stellen gibt es in Deutschland praktisch nicht, es sei denn man gehört zu den 5%, die sich glücklich schätzen, als Professor zu enden. Als Alternative bleiben eigentlich nur Pharmavertreter (nichts für mich) oder sehr rare Stellen in der Industrie, die von der Arbeitsbelastung auch nicht besser sind.
Also zusammengefasst die wichtigsten Punkte sind für mich: Ich weiß nicht, ob ich das mein Leben lang machen möchte/kann (was mache ich wenn ich 40 bin, Postdoc und immer noch von 3-Jahres-Verträgen leben muss :huh: ), ich möchte irgendwann auch Kinder haben und das mit einem Beruf vereinbaren können, und nicht zuletzt hasse ich den ganzen Stress und Frust, den man im Labor immer hat und immer haben wird (Experimente klappen nie beim 1. Mal)! Desweiteren sehe ich mit meinem bisherigen Studium aber auch keine andere sinnvolle berufliche Möglichkeit.
Was ich mir erhoffe:
Ich fand den Beruf der Apothekerin schon immer sehr interessant, habe es mir eigentlich mehr auf die Bemerkung einer Verwandten hin aus dem Kopf geschlagen, da sei man doch "nur ein besserer Verkäufer". Mit meinem super Abi-Abschluss wollte ich natürlich was "Besseres" sein Also im Grunde stelle ich mir den Beruf sehr schön vor, nicht das Studium wie im Falle meines Erststudiums! Ich weiß, dass man ohne Probleme halbtags arbeiten kann, und außerdem denke ich, dass man sicher geregeltere Arbeitszeiten hat - wenn die Apotheke schließt, kann man eben auch nach Hause gehen, und muss daheim nicht noch über Experimenten oder Publikationen brüten. Gelegentliche Nachtdienste sehe ich jetzt nicht als so großes Problem. Außerdem denke ich, dass es spätestens nach ein paar Berufsjahren keine größeren Frustsituationen oder Gefühle der Überforderung mehr gibt, weil man ja doch mehr oder weniger jeden Tag ähnliche Sachen macht :huh:. Gleichzeitig ist es eine Tätigkeit, bei der man Menschen begegnet, und bei der man sogar meistens der "Chef" ist, wenn man als Apotheker arbeitet (wie es als Angestellter ist, weiß ich nicht, aber schätze auch da hat man nicht ständig den Apothekenbesitzer am Hals oder wird zumindest als Kollege behandelt).
Was ich befürchte:
Oh ja auch diese Liste ist lang.... sonst hätte ich es wohl schon längst gemacht. Hier die wichtigsten Stichpunkte:
- Bin ich zu alt, mit 29? Ist es evtl. deprimierend, wenn ich dann mit lauter 18jährigen zusammen im Labor und in den Vorlesungen bin? Werde ich unter den Leuten Freunde finden, wenn ich 6-7 Jahre älter als sie bin?
- naja dass ich das Studium nicht packe, halte ich nach abgeschlossenem Erststudium für unwahrscheinlich, aber trotzdem frage ich mich, ob ich mir den Stress noch mal antun will, schließlich war ich doch froh, die letzte Prüfung hinter mir zu haben
- wie soll ich das meinen Eltern, Verwandten, Freunden erklären? (ich weiß, der Punkt hört sich kindisch an, aber das ist tatsächlich ein großes Problem für mich)
- werden mir meine Eltern überhaupt ein Zweitstudium mitfinanzieren, was mache ich wenn nicht :huh: (habe gehört dass Arbeit neben Pharmazie gelinde gesagt schwierig sein soll, und möchte auch zumindest ein bisschen Freizeit haben)
- male ich mir die berufliche Situation als Apotheker womöglich zu rosig aus? das wäre natürlich extremst sch...ade, wenn ich dann nach 4 Jahren Studium feststelle, dass es doch nicht so toll ist wie ich mir das vorgestellt hatte!!!
- ist das also nur wieder ein typischer Fall von "andere habens immer besser, ich will immer das was ich nicht haben kann" :huh:
Schlussendlich die Frage: Lohnt es sich? Ist es das wirklich wert, nochmal 4-5 Jahre des Lebens mit lernen zuzubringen, Zeit, in der ich nichts verdiene und auf die Gutmütigkeit meiner Eltern angewiesen bin? Zweitstudium - ja oder nein? Bitte helft mir! Vielleicht könnt ihr einige meiner Befürchtungen entkräften - vielleicht aber auch bestätigen oder aufzeigen, dass ich mir womöglich doch nur was vorträume. Danke schonmal im Voraus fürs Lesen und Antworten