(Schade, dass man hier die Beiträge anscheinend nicht löschen kann. Mir ist eben aufgefallen, dass ich hier ein wenig im falschen Forum bin, und wollte deswegen meinen Beitrag löschen, aber leider geht das ja nicht.)
Hallo Liebe Pharma-community!
Ich habe dieses Wintersemester angefangen Pharmazie in Bonn zu studieren und bin momentan kurz davor alles hinzuschmeißen. Ich weiß nicht, wie es an anderen Unis ist, aber hier in Bonn ist man so gut wie immer mit Praktika beschäftigt und hat nie Zeit zu lernen, geschweige denn mal was zu essen oder zu trinken. Und dabei bin ich ja noch im ersten Semester.
So und jetzt stehen so langsam die Klausuren an. Und ich fühle mich dumm und bin meiner Meinung nach total unvorbereitet. Nehmen wir mal Quali als Beispiel: Reaktionsgleichung hier, Strukturformel auswendig lernen da - alles ohne höheren Sinn und stupides einprägen. Wir haben zwar auch einen kleinen Teil chemische Theorie im Vorlesungsskript, aber der ist so marginal, da hab ich in der Schule viel mehr gemacht als jetzt an der Uni. Wenn mehr davon drin wäre, dann wäre Chemie wahrscheinlich mein Lieblingsfach. So aber ist es einfach nur der reinste Horror für mich. Diese 100000 Stoffeigenschaften der ganzen Elemente sind einfach zu viel für mich. Dazu auch noch unzählige Nachweise, die oft auch nur auswendig gelernt werden müssen. (Bsp.: Aluminium bildet ein Tetrahydroxoaluminat im Alkalischen, aber Pb zum Beispiel ein Hexahydroxoplumbat. Keine Regel (zumindest steht nichts im Skript), kein Sinn, einfach stumpf dahingeschrieben à la "Deal with it" oder so.). Ich hab keine Ahnung wie ich mir diese ganzen Sachen einprägen soll und stehe kurz davor einfach zu keiner Klausur aufzutauchen und alles zu schmeißen. Ich bin einfach zu dumm dafür alles zu behalten.
Und Chemie ist ja nicht das einzige Fach. Dann kommt auch noch AFL hinzu, was eigentlich nur noch mehr auswendiglernen ist, da wir noch keine Ahnung von OC oder Physik haben, und somit nichts wirklich kapieren. Warum wirkt z.B. Benzalkoniumchlorid konservieriend? Tja, keine Ahnung, einfach wissen ist die Devise hier. Zum Kotzen, wie ich finde. Sämtliche Arzneiformen, deren Herstellung, Stabilität usw. wird damit fast ausschließlich zu faktischem Einprägen.
Dann gibt's noch Terminologie, was auch pures Auswendiglernen ist, aber der Dozent ist sehr freundlich und hier wäre wohl das einzige Fach wo ich nicht durchfallen würde, da es sich um eine mündliche Prüfung handelt.
Ich bin bisher zu nichts außer Chemie gekommen, da Chemie so umfangreich ist, dass ich da ein Jahr sitzen könnte. Und allein wenn ich mir die Altklausuren angucke graut es mir. Ich lern für Chemie jetzt schon seit kurz nach Weihnachten und trotzdem weiß ich irgendwie nichts und hab keine Strategie entwickeln können alles zu behalten. Ich hab das komplette Skript zusammengefasst und trotzdem bleibt nichts wirklich hängen, am wenigsten Reaktionen. Nur der ganze "theoretische" Teil, also wo man auch mal was rechnen darf, Orbitale und so weiter konnte ich locker behalten und macht mir auch Spaß.
Und es wird ja alles bestimmt noch viel härter oder? Ich glaub da würd ich so depressiv werden, dass ich Suizid in betracht ziehen würde oder so, wenn ich das hier weitermache.
Und dabei hab ich mich so darauf gefreut, hab meinen Famulaturplatz organisiert und mir schon die coolsten Zukunftspläne nach diesem Studium ausgemalt. (Ich will auf keinen Fall als Apotheker in der öffentlichen Arbeiten)
Ich spiele mit dem Gedanken zu etwas zu wechseln, was nicht so stumpfes reinfressen des Stoffs sondern auch auseinandersetzung mit der Materie voraussetzt. Meine erste Wahl wäre Chemie, denn dann könnte ich immer noch in pharmazeutischer Chemie promovieren und in die Arzneimittelforschung gehen, ohne jemals so einen Blödsinn wie Stoffeigenschaften und deren Vorkommen etc. zu lernen. (Zumindest meinte eine Kommilitonin von mir, die vorher 10 Semester Chemie studiert hat, dass die sowas noch nie gemacht hätten und dass pure Chemie viel mehr rechnen ist und mehr Verständnis braucht). Hat das jemand hier vielleicht gemacht/ in Erwägung gezogen?
Kann mich hier jemand bestärken zu gehen, oder überzeugen doch noch zu bleiben?
Ich bin echt am Ende. Ich lerne jeden Tag fast ununterbrochen wenn wir mal Zeit haben, und komme nur so langsam voran. Der ganze Stoffberg ist nicht abzubauen, vor allem nicht in diesem kurzen Zeitlimit. In der Schule hatte ich nie Probleme, und ohne arrogant zu klingen, hatte ich mich mit 1.4 schon ganz ok gefühlt, jedenfalls nicht schlecht. Und jetzt bin wahrscheinlich eines der Schlusslichter oder so.
Danke für alle Antworten!