Mal ganz provokativ gefragt:
Wäre eine sichere und 100% wirksame HIV-Impfung oder eine zügige Heilung für die Pharmaindustrie wirtschaftlich? Wirtschaftlich hat die Pharamindustrie sicher nicht Interesse an Toten, aber doch Interesse daran, Medikamente zu verkaufen und da ist der derzeitige Zustand bei HIV doch praktisch: Die Betroffenen leben deutlich länger, dies auch vielfach bei recht guter Lebensqualität, aber sie sind angewiesen dauerhaft teure Medikamente zu nehmen. Würde jetzt ein Wirkstoff kommen, der die Krankheit zügig heilt oder gar eine sehr gut wirksame Impfung, die den Ausbruch der Erkrankung verhindert, würde ein kompletter lukrativer Markt zusammenbrechen.
Im Übrigen wäre ich für eine Preisreglementierung neu zugelassener Medikamente. Für die Dauer des Patentschutzes ist die Preisbildung praktisch willkürlich möglich und steht zum Nutzen des Medikaments in keinem Verhältnis. Ein Beispiel aus der Onkologie: Ein Wirkstoff verlängert das Leben eines Patienten mit z. B. metastasiertem Melanom um 6 Monate. Bei häufig erforderlicher Medikamentengabe entstehen hier sehr hohe Kosten für einen Wirkstoff, der zwar zulassungsfähig war, aber nicht wirklich einen starken Nutzen bringt. Ein fiktiver Wirkstoff, der den Patienten mit metastasiertem Melanom innerhalb eines Einnahmezeitraums von sagen wir mal 2 Monaten heilen würde, bringt dem Hersteller am Ende weniger Geld ein, weil die Einnahmedauer kürzer ist. Meiner Meinung nach müssten hier Preisregelungen her, die den Preis am Grad des therapeutischen Nutzens orientieren. Für den genannten fiktiven Wirkstoff, der nach 2 Monaten zur Heilung führen würden, würde ich z. B. einen Preis im deutlich fünfstelligen Bereich pro Dosis für durchaus angemessen halten.
Medizin und Pharmazie müssen insgesamt effektiver und damit im Ergebnis auch billiger werden. Dieses Ziel muss gefördert werden. Ich denke hier etwa an eine internationale Stiftung, die Preise im Millionenbereich ausschreibt und deren Erwerb an klar definierte Bedingungen koppelt. So könnte ich mir z. B. einen Preis im zweistelligen Millionenbereich vorstellen für die Entwicklung einer Methode, die dazu führt, dass 90% der Patienten, die an metastasiertem Lungen- Darm- oder Pankreaskarzinom erkrankt sind auch nach 5 Jahren noch nicht an dieser Erkrankung verstorben sind und dabei in ihrer Lebensqualität durch die Erkrankung oder ihre Therapie nicht dauerhaft wesentlich eingeschränkt werden. Zur Zeit ist es so, dass ein Patient, bei dem eine dieser Krebsarten im metastasierten Staudium festgestellt wird, in den letzten Monaten seines Lebens weit weit mehr kostet als vor 100 Jahren als vielfach nicht einmal eine zutreffende Diagnose gestellt worden ist und der Patient häufig zu Hause verstorben sein wird, ohne dass sein Leben wirklich wesentlich verlängert werden kann, da die Einjahresüberlebensrate etwa da liegt wo sie zu den Zeiten war, zu denen unsere Vorfahren mit der Kutsche übers Land gefahren sind. Dieser Zustand ist gesundheits- und finanzpolitisch bedenklich.
tino255