Hallo,
ich habe mich hier registriert um ein paar Fremdmeinungen zu meiner jetzigen Situation im Pharmaziestudium zu erfahren.
Wieder einmal das leidige Thema des Studienabbruches.
Obwohl ich in der Schule eigentlich immer eher im sprachlich-sozialen Bereich stark war, aber trotzdem sämtliche Naturwissenschaften als Grundkurs ganz gut gemeistert habe, war die Pharmazie (insb. die Pharmakologie) schon ca. 2 Jahre vor dem Abi mein großes Hobby. So hatte ich in dieser Zeit den Mutschler als Bettlektüre und meine helle Freude daran Wirkstoffklassen und Wirkmechanismen zu lernen und zu vergleichen. Auch der Beruf des Apothekers war für mich eine schöne Perspektive.
Letztendlich war ich von dem ZVS Bewerbungsverfahren ziemlich abgeschreckt, habe also erstmal ein Platzangebot für Jura angenommen, was für mich ebenso interessant und gangbar war. Trotzdem habe ich mich parallel bei hochschulstart für Pharma beworben.
Schließlich kam von der Uni Regensburg doch eine Zusage (wohl keine Kunst bei einem AdH-NC von 3,2) über die ich mich riesig gefreut habe. Also kurzerhand meine Sachen gepackt und - trotz Bedenken (als Nordlicht!) - nach Bayern gezogen.
Ehrlichgesagt habe ich direkt an den ersten Tagen gespürt als "Großstadtkind" in Bayern nicht klarzukommen. Alles war viel zu klein, die süddeutsche Mentalität unaushaltbar. Kurz: ein elementarer Teil meines Lebens hat gefehlt.
An der Uni selbst ebenfalls nur eine handvoll guter Kontakte geknüpft. Gleich vom ersten Tag war der harte Anspruch (in Regensburg wohl zum Aussieben?) spürbar. Riesige Lücken in Chemie festgestellt, die so schnell auch nicht aufzuarbeiten waren. Quali Praktikum und Vorlesungen trotzdem irgendwie abgearbeitet.
Auch wegen der Wohnung war der Start holprig: das Gemäuer des Hauses hat sich als (nicht sichtbar, aber nachweislich) verschimmelt herausgestellt. Bereits nach wenigen Stunden Aufenthalt in den Räumen tränten die Augen, man wurde ziemlich traurig/verstimmt/unkonzentriert, dazu Atemnot und Haarausfall. Der Rechtsstreit mit dem Vermieter und die gesundheitlichen Probleme dauern bis heute an.
Nach 4 Monaten endlich eine andere Wohnung gefunden und im Semester umgezogen.
Quali Klausur jetzt wg der riesigen Lücken erstmal auf Profs Rat verschoben.
Weihnachten und Semesterferien: riesige Freude endlich Abstand von Bayern zu haben.
Nun hocke ich im zweiten Semester, fühle mich immer noch nicht eingelebt. Wieder auf Rat des Profs einige Veranstaltungen (Instru, Quanti) aufgeschoben um Quali nachzuholen.
Meine Gedanken kreisen (seitdem ich letzten Oktober hier angefangen bin) eigentlich nur noch ums aufhören, ums abwägen:
Contra Abbruch:
- In meiner Freizeit beschäftige ich mich immer noch oft und mit Freude mit der Pharmakologie, beim surfen erwische ich mich immer wieder auf spezielle Pharma Themen abzudriften, Studien Abstracts zu lesen,...
- Apotheker Beruf (insb auch durch das AFL Praktikum) nach wie vor schön für mich.
- das Eingestehen des eigenen Versagens, der Ehrgeiz es wenigstens noch ein bisschen zu versuchen, trotz aller Umstände
Pro Abbruch:
- Seit zwei Semestern nur noch schlecht und negativ gelaunt, Mangel an für mich wichtigen Lebensaspekten
- Das Wissen um seine eigenen großen Lücken: Ist das Studium damit überhaupt in annehmbarer Zeit zu schaffen oder wird es ein endloser Alptraum des Aufschiebens?
- Eigene Vorbelastung: ADS erkrankt
- Das Stadtleben und die Menschen dort kämen zurück!
- Uni Wechsel in die Heimat sowieso erst nach 1. StEx möglich und damit in weiter Ferne wg dem Aufschieben
Ihr seht also, 50:50.
Tausend Stunden mit der Studienberatung und dem Unipsychologen verbracht, letztendlich konnte er zwar emotional sehr gut stützen, viel konkretes konnten wir trotz guter Gespräche aber nicht erarbeiten.
Der Dekan/Prof selbst rät mir und erstaunlich vielen anderen nur immer wieder Kurse auf spätere Semester zu verlegen, sonst wenig Denkimpulse zur Situation.
Was würdet ihr mir also raten oder empfehlen? Vielleicht auch allgemeine Gedanken dazu?
Danke fürs lesen,
der Seiltänzer![]()