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Thema: Krankenhausapotheke Chancen?

  1. #1

    Krankenhausapotheke Chancen?

    Hallo. Ich (m18) wollte fragen, wie die Berufsaussichten als Klinikapotheker sind.

    -Wenn man die Hälfte des PJ's dort ableistet, wie wahrscheinlich ist die Chance auf eine feste Stelle später (vor allem Ostdeutschland) ?

    Es sind ja nur 5% in Krankenhäusern beschäftigt.
    -Werden es in Zukunft mehr durch die mögliche Einführung von Stationsapothekern werden oder wird der Bewerberandrang immer größer durch die sinkende Anzahl der Apotheken?

    -Ab welchem Alter ist man sozusagen zu "alt", um dort noch einzusteigen? Ich könnte mir auch vorstellen für eine gewisse Zeit in der Offizin zu arbeiten, aber mit dem Ziel später im Krankenhaus zu landen, aber ich habe Bedenken, dass ich dann aufgrund meines Alters abgelehnt werde.
    -Sind meine Ziele realistisch oder sollte ich nicht darauf bauen ins Krankenhaus reinzukommen? Ich wäre auch relativ ortsflexibel, also zumindest in den neuen Bundesländern möchte ich bleiben.
    Danke schon mal für Antworten!

  2. #2
    Unregistriert
    Gast
    Hallo,

    also meiner Einschätzung nach sind die Chancen in der Krankenhausapotheke ganz gut. Es ist geplant die Betreuung durch Apotheker in den Kliniken noch weiter auszubauen (was auch dringend nötig ist), sodass es in Zukunft wohl noch mehr Stellen dort zu besetzen gibt. Wie du selbst schon gesagt hast, solltest du auf jeden Fall dein halbes PJ dann in einer Klinikapotheke absolvieren (z.B. Leipzig hat eine sehr gute). Ich denke es kommt primär weniger auf dein Alter an, als auf deine Qualifikation. Die Mindestanforderung in den großen Kliniken ist der Fachapotheker für Klinische Pharmazie bzw. gibt es oft Stellen die auf deine Fachapothekerausbildung befristet sind. Die Tendenz geht aktuell auch Richtung Promotion, heißt: Es wird immer gern gesehen wenn du einen Dr. (vorzugsweise in Klinischer Pharmazie) vorzuweisen hast.
    Ich hoffe ich konnte dir ein Wenig weiterhelfen.
    LG

  3. #3
    Glaubst du nicht, dass sich eine Blase aufbläht und nach der Rentenwelle platzen wird, wenn zunehmend Apotheken schließen und die Studienzahlen in Pharmazie steigen, aber keiner sich aufgrund der wirtschaftlich instabilen Lage selbständig macht? Daraufhin werden ja viele versuchen in anderen Bereichen unterzukommen oder sehe ich das falsch?

  4. #4
    Also die große Einstellungswelle sehe ich (vor allem nach der Protestaktion der KHG in Niedersachen) nicht. Zwar hat die Zahl der Stellen formal in den letzten Jahren um 10% zugenommen, aber der Bundestrend bei der Zahl der KH-Apotheken ist seit Jahren sinkend. Dazu kommt, das höchstwahrscheinlich eine feste Zahl an Pflegern (ggf. plus Ärzten) pro KH-Bett etabliert wird, was auch erstmal zu finanzieren ist.

    Natürlich sehen wir den Nutzen von Stationsapothekern naturgemäß günstiger als andere (so als Pharmazeuten), jedoch bist du in dieser Funktion immer noch kein Kliniker, weder von deiner Ausbildung her, noch von deinem Skillset und damit bist du für die Krankenhäuser eher ein teurer Kostenfaktor der wenig zum Gewinn/Betriebsergebnis beiträgt und dessen Leistungen durch die KK innerhalb des DRG-Systems auch nicht vergütet werden. Das würde sich evtl. erst wirklich ändern, wenn die KH-Pharmazie mehr "klinisch" wird (Diagnostik, Anamnese, Therapie) was aber angesichts der Studieninhalte utopisch ist. Weiterhin stehen neue Berufe wie der PA vor der Tür und die Reform der Psychotherapeuten wird evtl. diese auch mit Verschreibungsprivilegien ausstatten. Natürlich wird es immer eine gewisse Zahl von KH-Apothekern brauchen, aber rechne mal eher nicht mit wesentlich mehr Stellen (so wie in den angloamerikanischen Ländern).

  5. #5
    Hm, ok. Also ich habe schon vorher mal nachgeforscht und in "meinem" Bundesland zumindest wurden keine Kliniken zusammengelegt oder eingestampft in den letzten 20 Jahren und die Zahl der KH-Apos blieb gleich, aber der allgemeine Rückgang liegt ja trotzdem vor. Eine Klinik hat sogar vor kurzem eine Stelle ausgeschrieben, in der es explizit um die Einführung der Stationsarbeit als Apotheker geht.
    Ist denn die Weiterbildung zum Fachapotheker für klinische Pharmazie noch nicht klinisch genug?

    "Darf" man allgemein, was die Stellenlage betrifft, Schubladendenken betreiben, wenn es um die Differenzierung in Ost und West geht? Bietet der Osten bessere Chancen, um an eine Stelle im KH zu kommen? Irgendwie denke ich, dass viele Leute den Osten eher weniger bevorzugen, aber trotzdem in den neuen Bundesländern studieren aufgrund der geringeren Lebenserhaltungskosten.
    Was den Kostenfaktor betrifft, habe ich mal gelesen, dass sich die Fehlmedikation bei steigender Apothekerzahl/Betten verringert. Das würde doch zu einer schnelleren Genesung führen und mehr Geld bringen, da Platz für neue "Fälle" geschaffen wird...?

    Also stimmt ja dann meine Aussage, dass die Konkurrenz nach und nach steigen wird für jene Stellen wegen des Abwärts-Trendes der Apotheken...
    Geändert von Nemo-. (01.10.2017 um 00:21 Uhr)

  6. #6
    Es werden immer mal wieder Stellen ausgeschrieben, das stimmt schon. Aber das sind mal 1-2 pro Woche in der Spitze (bei ca. 1800 Pharmazie-Absolventen pro Jahr). Der FA für Klinische Pharmazie ist eher = Krankenhauspharmazie, dauert 3 Jahre Minimum und du hast 6 Seminare a 20h und ein Wahlseminar plus einen Aufgabenkatalog und eine Projektarbeit. Die Weiterbildung ist jetzt an sich nicht richtig "klinisch" sondern bezieht sich auf alle Aspekte der Krankenhauspharmazie (Herstellung, QM, Arzneimittelinformation, MiBi und Hygiene).

    Sagen wir mal so (da ich selbst Stationsapotheker bin): die Seminare sind top und man nimmt viel mit, aber meiner Meinung nach zu wenig um das Wissensleck aus dem Studium alleine zu stopfen (heißt man sollte sich Abends hin setzen und Bücher/ Paper lesen). Du lernst erst wirklich das Klinische, wenn du stationär unterwegs bist.

    Wie gesagt, die Pharmazie ist in der DRG nicht abgebildet, daher geht es momentan primär nur über Kosteneinsparungen (was abzubilden sehr schwierig ist). Versteh mich nicht falsch, bestimmt machen wir einen wichtigen Job im KH aber ich persönlich glaube, das der weltweite technologische Trend (Digitalisierung mit z.B. Einführung KI-gesteuerter Entscheidungshilfen) mehr Kosten sparen wird und mehr zu AMTS beiträgt als das 10-100 Apotheker pro KH jemals könnten. KH-Pharmazie ist weltweit beliebt aber fast alle Länder haben auch die gleichen Probleme (mehr Absolventen für zu wenige Plätze, Kosteneinsparungen, limitiertes Einsatzgebiet).

    Nochmal: das KH-Personal ist überlastet, keine Frage aber Pharmazeuten können dieses Prob nicht lösen. Du brauchst Leute die Kanülen legen können, Infusionen anhängen, die körperliche Untersuchung und Anamnese machen, Reanimation können usw. Was man dort nicht braucht ist ein Apotheker der auf irgendwelchen Interaktionen rumreitet. Und bei den wirklich wichtigen medikamentösen Entscheidungen fehlt uns einfach sehr oft das klinische Wissen.
    Geändert von Rantanplan (01.10.2017 um 09:47 Uhr)

  7. #7
    Ach man,das ist doch deprimierend. Ich gehe eigentlich mit dem Ziel der Krankenhauspharmazie in das Studium, weil mich das am meisten interessiert (sowohl Stationsapotheker als auch der "normale" KH-Apotheker oder macht man beides?), aber das wirkt auf mich so perspektivlos oder übertreibe ich da? Ich hätte ja auch kein Problem übergangsweise in der Offizin zu arbeiten, aber je länger ich brauche, um so schwieriger wird es dann doch.

  8. #8
    Deprimiert musst du nicht sein, nur realistisch:

    - die Automatisierung und Digitalisierung wird auch in der Pharmazie ankommen (schau dir mal IBM Watson Onkology an)
    - das Studium bereitet dich auch eine forschende Tätigkeit vor, vermittelt dir aber nicht ausreichend Skills für die Krankenhaustätigkeit
    - über die zukünftige Arbeitsmarktlage kann man nur spekulieren, Pharmazie und gerade das Dispensieren ist aber ein gut skalierbares Geschäft und damit attraktiv für
    viele Player (Amazon, Große Apotheken- und Versandkonzerne, Drogerie- und Supermarktkonzerne)
    - die gesetzliche Lage ist so, das du als Stationsapotheker mit 10J Erfahrung (>10.000 verschieden Medikationen gesehen) nichts entscheiden darfst, anders als ein AA an seinem allerersten Berufstag in der Klinik (muss man akzeptieren können)
    - wie gesagt, der Widerstand der KH- Gesellschaft in Niedersachsen war groß was Stationsapotheker betrifft, da diese vorrangig als Kostenfaktor gesehen werden

  9. #9
    Die Realität ist doch deprimierend, denn..

    -die Automatisierung ist ja nur noch eine Frage der Zeit

    -die Digitalisierung ist da

    -die Arbeitsmarktlage wird sich verschlechtern ohne Zweifel

    -sie nimmt mir die Lust und wahrscheinlich auch das Durchhaltevermögen für dieses harte Studium

    Da bin ich als Krankenpfleger doch besser bedient.

  10. #10
    Nur wenn du für dich nicht die richtigen Schlüsse ziehst. Viele meiner PJler wissen oft immer noch nicht wo sie eigentlich hin wollen. Da bist du gerade schonmal weiter weil du die richten Fragen VOR deinem Studium stellst. Nochmal: Pharmazie ist kein klinisches Studium. Ein Disnetesassistent hat nie studiert und wird trotzdem die Insulindosis seiner Patienten bewerten und anpassen dürfen, eben weil er spezialisiert ist. Du weißt als Apotheker zwar den Aufbau von Insulin, die biologische Gewinnund und WW, NW aber dieses Wissen nützt dir im klinischen Alltag nur bedingt. Das muss man sich klarmachen. Du bist hier vorwiegend derjenige der am Telefon sitzt und die Insulinpens in Kisten packen lässt bzw. sich um die Abrechnung kümmert, Akademiker hin oder her.

    Das heißt nicht, das es gar keine interessanten Stellen in der Klinik gibt, nur der Weg dorthin ist viel steiniger und du musst viel härter arbeiten um akzeptiert zu werden. Das ist nicht für jeden was.

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