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Thema: Problem in Pj

  1. #1
    Unregistriert
    Gast

    Problem in Pj

    Hallo,

    im Moment bin ich sehr verzweifelt. Ich absolviere gerade die erste Hälfte meines Pharmaziepraktikums in einer Centerapotheke. Ds Kundenklientel ist größtenteils freundlich und interessiert. Klar sind manche unfreundlich oder regen sich wegen der Rabattverträge auf aber das ist mir eigentlich egal ,weil das nicht gegen mich persönlich ist. Ich sag dann halt das es mir leid tut aber die Krankenkassen das eben vorschreiben.
    Jetzt bin ich seit einen Monat vorne (unter Aufsicht) und stelle fest das es mir überhaupt nicht liegt. Ich meine sicher das Kassensystem hat man schnell gelernt (kann zwar noch nicht jede Funktion aber grundsätzlich ist das nicht kompliziert). Die Rezepte abzuarbeiten ist jetzt auch schnell gelernt (also ich mach jetzt keine Fehler wie falsche Stärke raussuchen, nicht auf Gültigkeit achten oder rabattvertrag etc.) Das Problem ist echt die Beratung und der small talk, was auch ziemlich häufig von den Kollegen kritisiert wird. Ich rede halt zu wenig sagt man mir. Klar frag ich wie lang das schon geht und sag die dosierung/ anwendung- aber auch nicht mehr. Dann ist es auch so das ich viele Produkte noch nicht kenne und wenn die Leute dann sagen hätte gern das und das und das noch anders aussprechen versteh ich das nicht gleich und bin erstmal ratlos. Und es wird kritisiert dass ich zu langsam bin, weil ich halt alles nochmal extra nachschau und auch manchmal noch nach der Dosierung schau. Manche handelsnamen sprech ich auch falsch aus, was stark kritisiert wird.
    Naja ich wollt nur fragen wie lang ihr gebraucht habt bis ihr alleine vorn stehen durftet? Eigentlich müsste ich schon allein vorne stehen, haben sie mir gesagt aber sie sind der Meinung ich bin noch nicht soweit. Viele von den kollegen sind auch schon genervt von mir. Ich überlege zu wechseln, aber weiß nicht ob das ne gute idee ist wegen Annerkennung. Ich hab auch das Gefühl, dass ich immer unsicherer und vergesslicher werde, grade auch wenn jemand neben mir steht der besonders streng ist. Mein Studium ist mir zwar nicht leicht gefallen und ich war auch kein Überflieger, aber ich hab die Regelstudienzeit geschafft und hatte in beiden Staatsexamen ne zwei. Insgesamt musste ich im Studium dreimal ne Klausur wiederholen und hab die dann beim zweiten Versuch auch alle drei gut hingekriegt. So schlecht lern ich eigentlich nicht aber irgendwie sieht das in der Praxis ganz anders aus...
    Bin grad am zweifeln ob Öffentliche das Richtige für mich ist. Finde auch die Diskussionen im Team (T- shirt Farbe?, Steht Valprino jetzt rechts oder links besser? Warum ist die Schublade mit den Pröbchen nicht aufgeräumt? über Kollegen lästern, Von shopping Queen gibts neuen Prosecco und der neue Roman von Shades of Grey is raus.) echt trivial, deswegen beteilige ich mich da nicht drann, denn ich hab dazu einfach keine Meinung. Kann mir kaum vorstellen, dass ich das noch 4 Monate aushalte geschweige denn nen ganzes Berufsleben lang... Werd ich irgendwann auch so?

  2. #2
    Unregistriert
    Gast
    Also, zu deinen Fragen/Aussagen

    1) Mach dich mal nicht schlechter als du bist, ne 2 in beiden Examen ist "überdurchschnittlich gut", ebenso wie Regelzeit.
    Das man mal Klausuren nachschreiben muss ist ja auch nicht ungewöhnlich, muss auch gar nicht mal an einem selbst liegen (>70% Durchfallquote sprechen eher für eine schlecht gestellt Klausur)

    2) Ich denke du hast halt eine schlechte Apotheke erwischt mit den üblichen Gestörten die sich so in Deutschlands Apotheken rumtreiben.
    Das kannste im Grunde nur Aussitzen. Mit Wechseln kenn ich mich jetzt so gar nicht aus, dass würde ich aber vorher von den zuständigen Behörde absegnen (schriftlich!) lassen - soweit ich weiß gibt es da aber schon Möglichkeiten - bisschen auf die Tränendrüse drücken im persönlichen Gespräch oder so.

    3) Kritik muss man natürlich ernst nehmen, man muss sich aber natürlich auch angucken ob die Kritik Sinn macht:
    1. Du kannst als Anfänger ja gar nicht alles Arzneimittel kennen - du hast im Studium Pharmakologie und nicht Arzneimittelkunde
    2. Ich denke es gibt auf dieser Welt so gut wie keinen Fachmann der alle Mittel richtig aussprechen und schreiben kann - insbesondere die Antikörper
    3. Klar ist es peinlich wenn einem ein Versprecher passiert - suggeriert es doch, dass man überhaupt keine Ahnung hat - aber das passiert wohl jedem Anfänger mal. Ist mir auch passiert, muss man mit Leben und halt drauß lernen. Sag König Kunde ruhig das du Anfänger bist, die meisten haben schon Verständnis und wenn nicht ... Pech.
    4. Kritik erwächst ja z.T. auch aus der Unzufriedenheit mit einem selbst - scheint mir in deiner Apotheke so zu sein. Es gibt ja in Apotheken, relativ viele Frustrierte (wenig Gehalt, unangenehme Arbeit, wenig Wertschätzung ...) die dies an ihren Kollegen auslassen. Dies ist vor allem bei Frauen ausgeprägt.

    4) Das heißt btw Vaprino und nicht VaLprino

    5) Es scheint mir so, dass du nicht Gefahr läufst auch so zu werden ...

    6) Such dir halt später ne gescheite Apotheke, die gibts auch

    7) Bis du wirklich sicher wirst vergeht mindestens 1/2 Jahr. Natürlich muss man sich auch die Umstände angucken. Wenn du den ganzen Tag nur Ibuprofen, Blasenpflaster und Amoxicillin dispensierst, dann biste sicherlich schneller sicher. Wenn du auch viel Handverkauf, Beratung und Hilfsmittel machen musst, dann kanns auch ein Jahr dauern (und das ist normal).

    Jetzt noch ein paar grundsätzliche Gedanken:

    - Du hast in der Pharmazie (und insbesondere in der Apotheke als Klärbecken) einfach überdurchschnittlich viel mit irgendwelchen Zwangsgestörten, Frustrierten, Verblödeten und anderweitig sozial Gestörten zu tun. Ferner findet sich erschreckend wenig "Zusammenhalt im Berufsstand". Ich mache einfach immer wieder diese Beobachtung und NEIN, so etwas gibt es in anderen Berufsständen nicht in dem Umfang (zumindest nicht in allen). Und ich wage jetzt mal zu behaupten das du auch in so einer Bude sitzt.
    - Ferner werden wir ja auch sehr schlecht ausgebildet im Studium. Deswegen zieh dir bloß nicht den Schuh an, dass es deine Schuld ist, dass du da nicht nach paar Monaten als supermega-Apotheker(in)-Anwärter(in) glänzt. Das einzige was deine Schuld wäre, ist, wenn du aus Fehlern nicht dazu lernst (wobei man manche Fehler auch durchaus mehrmals machen darf.
    Man muss sich ja mal überlegen, dass du 5 Jahre "akademische Ausbildung" durchläufst und nicht mal richtig Arzneimittel abgeben kannst ... dieses Studium ist einfach schlecht und veraltet, sag ich schon seit Jahren, will nur keiner hören.
    - Man muss auch fairerweise sagen, dass es seitens der Politik immer schwerer wird und sich so auch Frust aufbaut

    Letztlich will ich damit nur sagen, nimm es nicht so schwer, sofern du gewillt bist aus Fehlern zu lernen und gewissenhaft arbeitest, wird die Schuld eher nicht bei dir liegen ...

  3. #3
    Erfahrener Benutzer Avatar von mia
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    229
    Apothekerin
    Ich war ca 2 Wochen lang in Begleitung vorne. Anfangs habe ich nur das Rezept eingegeben, die Beratung hat die Kollegin übernommen. Langsam habe ich dann immer mehr selber gemacht, und plötzlich stand ich alleine da. Bei so Dingen wie Ibu-rezepten ging das, bei vielen Fragen zur Selbstmedikation habe ich meistens gebeichtet das ich noch neu bin und die erfahrene Kollegin dazu holen möchte. Da waren die Kunden meistens sehr zufrieden mit. Wenn Zeit war hat die Apothekerin mir etwas zu den Dingen in der Sichtwahl erzählt, so konnte ich nach und nach zu allen Themen aus der Sichtwahl etwas mehr beraten. Wenn ich länger gebraucht habe und die Kunden ungeduldig wurden, half häufig die Flucht nach vorn: "Entschuldigen Sie bitte, ich bin noch neu und daher noch nicht ganz so schnell. Wenn Sie es sehr eilig haben kann ich gerne die Kollegin holen". Die meisten Kunden warten dann doch lieber geduldig bis man es selber raus hat, als noch zusätzlich auf die Kollegin zu warten. Grade ältere waren manchmal total froh das es nicht so schnell gehen musste.
    Auch am Ende der 6 Monate habe ich noch zwischendurch die Kollegen um Hilfe gebeten oder die Dosierung nachgeschaut während der Automat die Packung ausspuckt. Natürlich weiß man am Anfang noch nicht welche Augensalbe in der gelben Verpackung ist, woher auch? Nachdem zwei mal ein Kunde sowas fragt merkt man es sich dann doch. Man muss ja im PJ auch nicht auf Anhieb alles können. Wenn doch, könnte man wohl wesentlich mehr Gehalt verlangen.

    Bei uns wusste übrigens auch der Chef häufig nicht wie man etwas richtig ausspricht, die Kunden erst recht nicht. Es gab bei uns im Computerprogramm zwar eine phonetische Suche, verlässlichere Ergebnisse kamen aber von den erfahrenen PTA.
    Wenn das Personal in deiner Apotheke nicht so hilfsbereit ist, ist das natürlich schwierig. Das Betriebsklima scheint ja in sehr vielen Apotheken ziemlich mies zu sein. Sagen dir die Kollegen nur, was du falsch machst, oder geben Sie dir auch Tipps, wie du es besser machen kannst?

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