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Kausale und symptomatische Therapie
Hallo, warum werden in der Schul-Medizin heutzutage eine Reihe von Erkrankungen rein symptomatisch behandelt und nicht immer kausal? Als Medizin und Pharmazie-Laie meine ich, dass von den beiden Optionen die kausale Therapie immer die bessere ist; und wenn auch das Leiden bei Erkrankungen in erster Linie durch die Symptome verursacht werden, dann wäre es immer sinnvoll, symptomatisch UND kausal zu therapieren.
Beispiel: eine Vermehrung von Herpes-Viren verursacht eine Entzündungsreaktion in der Haut um die Lippen herum. Die Blässchen entstehen aufgrund dieser Entzündungsreaktion. Also wäre es sinnvoll, einerseits mittels Virostatika die Vermehrung von Viren zu stoppen (kausal) und andererseits die Entzündungsreaktion zu dämmen.
Im letzteren Beispiel ist dies schon umgesetzt worden, seit neuestem gibt es das Kombi-Präparat mit Aciclovir und Kortison. Dies sollte dann aber doch die 'schlechter wirksamen' Präparate (sprich: nur Aciclovir) vom Markt verdrängen, oder? Und: wenn in der gleichen Wirkstoffklasse stärkere Wirkstoffe gefunden werden, sollten diese doch die anderen auch vom Markt verdrängen, oder?
(Bsp.: Aciclovir <-> Penciclovir). Das Mittel der Wahl wäre dann Penciclovir+Hydrocortison, was es aber nicht gibt...
Beispiel2: Viele Erkrankungen sind bakterieller (viraler...) Natur. Warum werden diese aber bisweilen auch mit bakterioSTATISCHEN (virostatischen) (Antibiotika-)Präparaten behandelt? Ich stelle mir immer vor, dass bei einer Therapie mit derartigen Arzneistoffen die Bakterienzahl/Virenzahl im Entzündungsherd während der Einnahme konstant bleibt, nach Ende der Einnahme könnten sich die Krankheitserreger aber weiter vermehren. Sinnvoller wäre es dann, etwas zu nehmen, was direkt bakteriZID/ViruZID wirkt, so würden die Bakterien abgetötet/Viren eliminiert werden.
Das ganze in einem einfachen Beispiel: auf der Herdplatte steht ein Topf mit Wasser, >nicht sieden< bedeutet: >kein pathologischer Prozess< ; >sieden< bedeutet >pathologischer Prozess<. Das heißt dann: wird die Herdplatte eingeschaltet, wird die Krankheit ausgelöst. Nun hat man zwei Möglichkeiten:
1. Man wirft einen Eiswürfel in das siedende Wasser, somit wird die Temperatur des Wassers für einen Augenblick herabgesetzt, doch auch das auf diese Weise abgekühlte Wasser erwärmt sich nach einer Zeit und das Wasser siedet weiter. (=symptomatische Therapie)
2. Man schaltet das Herd aus (kausale Therapie)
Sinnvoll ist es aber nun, beides gleichzeitig zu tun...?!?
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Zu Aciclovir / Penciclovir: Penciclovir ist so gesehen nicht besser, es wirkt halt zusätzlich bei resistenten Stämmen. Die Relevanz dieses Vorteils ist jedoch fraglich. Weiterhin ist die ganze Geschichte (Virusvermehrung, Entzündung, Bläschenbildung) ja schon gelaufen, wenn Herpes labialis (u.a.) symptomatisch werden - das heißt der Einsatz von Virustatika hemmt bestenfalls (!) nur noch die weitere Ausbreitung.
Zu der Antibiotikafrage: So leicht ist eine Antwort hier leider nicht. Neben dem Wirkmechanismus müssen ja noch andere Aspekte unterschieden werden. So ist beispielsweise Clindamycin (bakteriostatisch) recht gut gewebegängig, Penicillin (hochgradig bakterizid) hingegen nicht. Aus einer bakteriziden Wirkung muss sich somit, je nach Fokus, kein Vorteil ergeben. Um bei diesem Beispiel zu bleiben: Clindamycin hat ein recht breites Erregerspektrum, Penicillin hingegen eher nicht. Da man viele Krankheiten ja erstmal empirisch behandelt (z.B. ist ein Abszess in der Regel durch 1-2 verschiedene Erreger verursacht) ist ein Mittel mit breitem Wirkspektrum erstmal vorteilhafter.
Bei Virustatika ist die ganze Sache wesentlich schwieriger, weil eine genaue Virentypisierung relativ kostspielig ist und bei den meisten Erkrankungen auch nicht nötig (Erkältungen usw.). Außerdem gibt es für viele Viren keine Virustatika.
Man darf darüber hinaus nicht vergessen, dass der Körper immer noch die Hauptaufgabe zukommt die Erreger zu beseitigen ... und das tut er idR auch. Antibiotika verschaffen dem Immunsystem hier eher eine Atempause bzw. liefern etwas Unterstützung, mehr aber auch nicht. Die Werkzeuge des Immunsystems sind hier auch erheblich potenter (Antikörper usw), brauchen aber Anlaufzeit.
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Hallo, ich habe mich vor Kurzem viel mit Medizinethik befasst und kenne eine weitere mögliche Antwort auf meine Frage:
Kann es sein, dass bei einigen/vielen Beschwerden, die man sowohl kausal wie auch symptomatisch in Angriff nehmen könnte, die kausale Therapie immer die nebenwirkungsreichere Therapie ist??
Danke im Voraus für Antworten!!
Geändert von freekly112 (29.09.2019 um 01:47 Uhr)
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