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Thema: Wirkungsunterschied zwischen Ecstasy und SSRI's

  1. #1
    Blumentopfer
    Gast

    Wirkungsunterschied zwischen Ecstasy und SSRI's

    Warum wirkt Ecstasy (MDMA) subjektiv so anders als beispielsweise SSRI's? MDMA sorgt dafür, dass Serotonin aus den Speichervesikeln freigesetzt wird und SSRI's sorgen dafür, dass Serotonin nicht wieder in die Speichervesikel aufgenommen wird. Unterm Strich sorgen beide Substanzen dafür, dass mehr Serotonin im synaptischem Spalt zur Verfügung steht, ergo sollten beide Stoffe ähnliche Gefühle/Wirkungen auslösen. Warum sind die Wirkungen dennoch so unterschiedlich?

  2. #2
    Unregistriert
    Gast
    Sofern sich deine Frage auf die euphorisierende Wirkung bezieht:

    Die Anflutgeschwindigkeit im ZNS ist letztlich entscheidend für das Ausmaß der euphorisierenden Wirkung. Deswegen wirken Drogen i.V. "stärker" als oral. Auch Rauchen wäre ein Beispiel, weil Nicotin hier - pulmonal aufgenommen - schneller anflutet als oral aufgenommen (Kaugummis etc.)

    Sollte sich deine Frage auf die antidepressive Wirkung beziehen:

    Die antidepressive Wirkung besteht ja wahrscheinlich nicht in der Wiederaufnahmehemmung bzw. erhöhten Konzentration von Neurotransmittern - wie man aus der fehlenden antidepressiven Wirkung von zB MDMA u.a auch vermuten kann, sondern in der Beeinflussung des Ceramidstoffwechsels und/oder anderen Mechanismen. Unterstellt man dies als richtig, dann kann man sowieso keine sinnvollen Vergleiche mehr anstellen ...

  3. #3
    Blumentopfer
    Gast
    Danke für deinen Beitrag!

    Mir geht es in erster Linie um das Euphorisierungspotential und die direkte Wirkung beider Substanzen, also nicht der antidepressive Effekt, welcher mit einer Langzeiteinnahme eintritt.

    Die Anflutgeschwindigkeit spielt dabei eine durchaus wichtige Rolle, klassische Beispiele dafür sind wie du schon sagtest Nikotin und Opiate. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das der einzige Grund ist. Kokain ist auch ein Dopamin/Noradrenalin/Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und löst auch oral starke Euphorie aus. Obwohl man hier auch wieder auf eine schnellere Resorption oder Anflutgeschwindigkeit im ZNS spekulieren könnte.

    Citalopram wird nach oraler Verabreichung rasch resorbiert; maximale Plasmakonzentrationen werden, unabhängig von der Magenfüllung, schon nach zwei bis vier Stunden erreicht. Die orale Bioverfügbarkeit von Citalopram beträgt etwa 80 Prozent (Tabletten). http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=30164


    Bei MDMA wird die maximale Plasmakonzentration ebenfalls nach 2 bis 4 Stunden erreicht. Man könnte auch jetzt wieder argumentieren, dass eine Serotonin-Wiederaufnahmehemmung langsamer geschieht als eine Serotonin-Ausschüttung. Allerdings wäre das Gegenargument dafür der Wiederaufnahmehemmer Kokain. Zudem tritt der maximale Effekt (subjektiv) von SSRI's ebenfalls nach 2 bis 4 Stunden auf, also relativ zeitnah. Weiterhin denke ich, dass auch eine intravenöse Applikation von SSRI's keine Euphorie zur Folge hätte.

  4. #4
    Erfahrener Benutzer Avatar von mia
    Registriert seit
    10.09.2010
    Beiträge
    229
    Apothekerin
    Meine Erklärung wäre eine unterschiedlich starke Wirkung in den verschiedenen Gehirnregionen. Für eine Euphorie ist schließlich eine Aktivierung spezifischer Regionen wichtig.

  5. #5
    Unregistriert
    Gast
    Pharmakologie ist bei mir jetzt auch wieder etwas her, aber die Substanzen haben ja zum Teil ganz unterschiedliches Rezeptorbindungsverhalten. So muss man inbesondere bei den Opioiden berücksichtigen, an welchen Subtypen von Rezeptoren (µ, k, delta ...) sie (auch) binden - Das habe ich jetzt aber nicht auswendig aufm Schirm, da empfehle ich dir dann ein einschlägiges Pharmakologielehrbuch . Ferner muss man ja auch nach Agonismus, Partialagonismus etc pp schauen, so scheint das Euphemisierungspotential von beispielsweise Buprenorphin sehr gering zu sein, da ein ausgeprägter Partialagonismus vorliegt.

    Mal davon ab liegt, wenn ich mich richtig entsinne, bei den "normalen" Antidepressiva keine Dopaminwiederaufnahmehemmung als Wirkmechanismus vor, bzw nicht allzu ausgeprägt (wenn überhaupt). Ich würde jetzt einfach mal physiologisch argumentieren, dass der Dopamineffekt ein wesentlicher Anteil der euphorisierenden Wirkung ist (Nucleus accumbens --> Belohnung / Euphorie), wohingegen Serotonin (Raphe-Kern) und Noradrenalin (Ncl. coeruleus) eher Vigilanzsteigernd und "etwas weniger euphorisierenden" wirksam sind. Hier muss man natürlich sagen, dass die Grenzen wohl fließend sind ...

  6. #6
    Blumentopfer
    Gast
    Meine Erklärung wäre eine unterschiedlich starke Wirkung in den verschiedenen Gehirnregionen. Für eine Euphorie ist schließlich eine Aktivierung spezifischer Regionen wichtig.
    Das habe ich auch schon in Betracht gezogen, allerdings bin ich in der üblichen Literatur noch nicht fündig geworden. Danke für deine Antwort!

    da empfehle ich dir dann ein einschlägiges Pharmakologielehrbuch
    Auf den Trichter bin ich auch schon gekommen, dass unterschiedliche Rezeptoren beteiligt sind. Aber dazu findet man in üblichen Pharmakologielehrbüchern nichts zu. SSRI binden an Serotonintransporter, und soweit ich weiß gibt es nur einen Serotonintransporter, in den Lehrbüchern wird nie zwischen verschiedenen Transportern differenziert.

    bei den "normalen" Antidepressiva keine Dopaminwiederaufnahmehemmung als Wirkmechanismus vor
    Nein, das war auch nur auf's Kokain bezogen. Aber da wir schon beim Thema sind: Bupropion (NDRI) hemmt den Abtransport von Dopamin und Noradrenalin 2:1. Löst aber absolut keinerlei Glücksgefühle oder einen Rausch aus. Parkinsonmittel ebenso wenig.

    physiologisch argumentieren, dass der Dopamineffekt ein wesentlicher Anteil der euphorisierenden Wirkung ist
    Bei MDMA wird Dopamin nur schwach ausgeschüttet. Hauptwirkung ist serotonerg und adrenerg.

    Wie wirkt überhaupt ein Releaser (Ausschütter) von Neurotransmittern? Wahrscheinlich auch an Rezeptoren, aber dazu findet sich in der Literatur auch quasi nichts.

  7. #7
    Sorry, wenn ich mich mal kurz melde.
    Leider habe ich da eine Frage zu einem anderem Thema, und hoffe dass mir vielleicht trotzdem jemand helfen kann.

    Folgendes:
    Es gibt im ZNS D1- und D2-Rezeptoren.
    Wenn das Dopamin-Molekül an einen D1-Rezeptor andockt, wird die Postmembran elektrisch erregt.
    Wenn das Dopamin-Molekül an einen D2-Rezeptor andockt, wird die Postmembran elektrisch gehemmt.
    Es heißt, dass die Summe aus den erregenden und hemmenden Signalen entscheidet, ob eine elektrisches Aktionspotential
    für eine Neurotransmitterausschschüttung, hier Dopamin sorgt.
    Bei Haldol werden fast nur die D2-Rezeptoren blockiert.
    So gibt es weniger hemmende Signale durch die D2-Rezeptoren. Wie kommt es dann, dass obwohl dadurch ja die Summe der erregenden Signale
    größer werden müßte (nur erregende D1-Signale, da D2 ja blockiert), und es so zu mehr elektrischen Aktionspotentialen kommen müsste,
    die Dopaminausschüttung trotzdem verringert wird?

    Würde mich sehr über eine Antwort freuen.
    Danke.

    Gruß
    dirtdai

  8. #8
    Unregistriert
    Gast
    Zur Frage wie ein Releaser von NT wirken kann:

    Ich würde jetzt sagen, durch jeden Stoff der präsynaptisch aktivierend wirkt, können NT von dieser freigesetzt werden. Es gibt ja zB präsynaptisch ß-Rezeptoren, welche aktivieren wirken würden.

    Zur Fragen der Dopaminrezeptoren

    Hier würde ich mir das jetzt mal über eine Analogie erklären: Wenn man sich das Kleinhirn anschaut (oder auch die Basalganglien) sieht man, dass Aktivitätssteigerungen hier über "Hemmung der Hemmung" stattfinden. Und so sind auch Dopaminrezptoren in hemmende Regelkreise eingeschaltet, und können (trotz Hemmung) aktivitätssteigernd wirken.

  9. #9
    Blumentopfer
    Gast

    Releaser

    Zur Releaser-Wirkungsmechanismus:


    • Wirkstoff (bsp. Amphetamin) wird durch die strukturelle Ähnlichkeit auch in Speichervesikel eingelagert. Die Speichervesikel werden dabei "überfüllt", sodass daraus ein unkontrollierter Ausstrom von den gespeicherten Neurotransmittern entsteht ("Überlaufen").
    • Zusätzlich kann noch ein NT-Transporter phosphoryliert werden und seine Transportwirkung dadurch umkehren. (auch als Beispiel Amphetamin)

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