Was spricht gegen Versandapotheken?

[ooonja]

Ich bin leider kein Pharmazeut bei einer Versandapotheke, aber ich weiß, dass auch Versandapotheken Rezeptpflichtiges nur nach Zusendung eines Rezepts versenden dürfen.
... Ich arbeite in diesem Bereich und frage mich wirklich, wie die Leute überhaupt auf diese unseriösen Seiten kommen. In mehr als 2 Jahren Suche habe ich bestenfalls 5 entdeckt (die meisten waren kurz danach wieder aus dem Netz verschwunden).

Darf man fragen, was du genau machst (also hast du eine pharmazeutische Ausbildung)?
Und unseriöse Anbieter zu finden ist nicht schwer, vor allem wenn man möglichst billigen Angeboten sucht (und wenn im Impressum eine chinische Adresse steht, finde ich das nicht wirklich vertrauenserweckend).

Sorry, aber ein Apotheker, der es ablehnt etwas zu verkaufen, was unbedenklich ist, den wirst du in der Regel vergebens suchen.

Es ist ja aber nicht immer unbenklich - schon die zwitte oder dritte Flasche Nasenspray nicht (kein Salzwassernasenspray)... Und der Vergleich mit dem TV-Händler hinkt, weil Arzneimittel nun mal ein besonderes Gut sind (mit dem man nicht nur Guten tun kann...)

[AlterEgo]

"Und der Vergleich mit dem TV-Händler hinkt, weil Arzneimittel nun mal ein besonderes Gut sind (mit dem man nicht nur Guten tun kann...) "

Ich denke das ist der springende Punkt. Durch Preisdumping und Mengenrabatt tritt dies in den Hintergrund. Ich sag nicht, dass Arzneimittel maßlos überteuert sein müssen, aber ich finds total ärgerlich, wenns irgendwo so Sachen wie Nasenspray, Abführmittel etc. "im Angebot" gibt, gerade weil so harmlos wirkende Sachen gewisse Risiken bergen.

@Mico: Ich spreche nicht von Fälschungen bei deutschen Internet Apotheken. Ich frage mich lediglich, ob der "Ottonormalverbraucher" sofort eine seriöse von einer unseriösen Internetapotheke aus dem Ausland unterscheiden kann. Klar, kann sein, dass da viel dramatisiert wird, aber es ist ja schon ein Unterschied, ob man gefälschte Arzneimittel kauft und zu sich nimmt oder ob man sich ne gefälschte Sonnenbrille bestellt

Außerdem gibt es bestimmt auch noch Apotheker, die nicht nur komplett wirtschaftlich denken. Aber da gibt es wahrscheinlich, genau wie bei der Beratung, große Unterschiede.

Im übrigen führen wohl die meisten Dorfapotheken eine Kartei von ihren Stammkunden und können auch direkt mal z.B. beim Hausarzt anrufen, wenn irgendwas nicht stimmt. Man kennt sich ja meistens.

Ich versteh auch grad den Vorteil einer Versandapotheke gegenüber einer öffentlichen bei rezeptpflichtigen AM. Wenn man das Haus dann verlassen muss, um das Rezept einzuschicken, dann könnte man fast genauso gut kurz in eine Apotheke gehen, oder :huh:

[Kreuzapo]

Es ist traurig, das immer wieder der Preis der AM als alleinige Grundlage in der Diskussion herhalten muß.
Selbstverständlich ist es möglich sich auf ein kleineres Sortiment zu stützen und dabei über den Mengeneinkauf Vorteile zu erreichen, die an Kunden weiter gegeben werden. Dies ist aber auch bei etlichen Apotheken vor Ort der Fall.
Entscheidend ist für mich aber die Rosinepickerei die dabei betrieben wird.
Alles was wirklich Kosten verursacht, Rezeptur, Notdienst, Verpflichtung zum Vollsortiment, Vorhaltung von Personal über die gesamte Öffnungszeit und damit abarbeiten des Rezeptes / des OTC-Kaufs dann wenn der Kunde in der Apotheke steht und nicht die Bearbeitung irgendwann im Laufe von 1-2 Tagen, was personell natürlich viel besser planbar ist...all das wird ja nicht an Leistung erbracht.
Aber genau diese Dinge werden natürlich auch mittels AMPVO quersubventioniert.
Und bitte einen Ausdruck eines Interaktionschecks bei der Belieferung nicht mit Beratung verwechseln.
Das Beispiel Paracetamol ist im übrigen nun wirklich ein sehr schlechtes. 10 St. 0,94 €, 20 St. 1,34 €. Lasst es euch mal schicken...natürlich ganz allein ohne weitere Bestellung
Antwort: Dieses AM ist zur Zeit nicht verfügbar. Gleiches Spiel mit Rezepturen.
Es ist fatal zu glauben, das den Apotheken vor Ort die Abgabe lediglich des Notsortiments ausreichen würde ihren Versorgungsauftrag nach zu kommen!!
Nicht zuletzt ist für uns Pharmazeuten wenig Platz in einem System, welches schlussendlich in Bälde nur noch aus großen Versendern bestehen würde mit wenig Apothekern(innen) dafür aber überwiegend PTA's und noch mehr nichtpharm. Personal.
Es lebe die Buchpreisbindung

Schaut zB. mal den &43 an.
Vielleicht mal eine Diskussion warum bei Tier-AM wesentlich schärfer geurteilt wird.

§ 43 Apothekenpflicht, Inverkehrbringen durch Tierärzte
(1) Arzneimittel im Sinne des § 2 Abs. 1 oder Abs. 2 Nr. 1, die nicht durch die Vorschriften des § 44 oder der nach § 45 Abs. 1 erlassenen Rechtsverordnung für den Verkehr außerhalb der Apotheken freigegeben sind, dürfen außer in den Fällen des § 47 berufs- oder gewerbsmäßig für den Endverbrauch nur in Apotheken und ohne behördliche Erlaubnis nicht im Wege des Versandes in den Verkehr gebracht werden; das Nähere regelt das Apothekengesetz. Außerhalb der Apotheken darf außer in den Fällen des Absatzes 4 und des § 47 Abs. 1 mit den nach Satz 1 den Apotheken vorbehaltenen Arzneimitteln kein Handel getrieben werden. Die Angaben über die Ausstellung oder Änderung einer Erlaubnis zum Versand von Arzneimitteln nach Satz 1 sind in die Datenbank nach § 67a einzugeben.
(2) Die nach Absatz 1 Satz 1 den Apotheken vorbehaltenen Arzneimittel dürfen von juristischen Personen, nicht rechtsfähigen Vereinen und Gesellschaften des bürgerlichen Rechts und des Handelsrechts an ihre Mitglieder nicht abgegeben werden, es sei denn, dass es sich bei den Mitgliedern um Apotheken oder um die in § 47 Abs. 1 genannten Personen und Einrichtungen handelt und die Abgabe unter den dort bezeichneten Voraussetzungen erfolgt.
(3) Auf Verschreibung dürfen Arzneimittel im Sinne des § 2 Abs. 1 oder Abs. 2 Nr. 1 nur von Apotheken abgegeben werden. § 56 Abs. 1 bleibt unberührt.
(4) Arzneimittel im Sinne des § 2 Abs. 1 oder Abs. 2 Nr. 1 dürfen ferner im Rahmen des Betriebes einer tierärztlichen Hausapotheke durch Tierärzte an Halter der von ihnen behandelten Tiere abgegeben und zu diesem Zweck vorrätig gehalten werden. Dies gilt auch für die Abgabe von Arzneimitteln zur Durchführung tierärztlich gebotener und tierärztlich kontrollierter krankheitsvorbeugender Maßnahmen bei Tieren, wobei der Umfang der Abgabe den auf Grund tierärztlicher Indikation festgestellten Bedarf nicht überschreiten darf. Weiterhin dürfen Arzneimittel im Sinne des § 2 Abs. 1 oder Abs. 2 Nr. 1, die zur Durchführung tierseuchenrechtlicher Maßnahmen bestimmt und nicht verschreibungspflichtig sind, in der jeweils erforderlichen Menge durch Veterinärbehörden an Tierhalter abgegeben werden. Mit der Abgabe ist dem Tierhalter eine schriftliche Anweisung über Art, Zeitpunkt und Dauer der Anwendung auszuhändigen.
(5) Zur Anwendung bei Tieren bestimmte Arzneimittel, die nicht für den Verkehr außerhalb der Apotheken freigegeben sind, dürfen an den Tierhalter oder an andere in § 47 Abs. 1 nicht genannte Personen nur in der Apotheke oder tierärztlichen Hausapotheke oder durch den Tierarzt ausgehändigt werden. Dies gilt nicht für Fütterungsarzneimittel und für Arzneimittel im Sinne des Absatzes 4 Satz 3.
(6) Arzneimittel dürfen im Rahmen der Übergabe einer tierärztlichen Praxis an den Nachfolger im Betrieb der tierärztlichen Hausapotheke abgegeben werden.

[AlterEgo]

Das heißt dann im Klartext, dass es diesbezüglich für Tierarznei wesentlich strengere Regelungen gibt als für Medikamente für Menschen? Verkehrte Welt.:dodgy:

[Miriam]

Allerdings.

Da hat der Stand der Tierärzte noch etwas zu sagen. Kurz gesagt, die Tierärzte haben ihr Dispensierrecht, dürfen also für Tierarzneimittel eine Apotheke besitzen, und diese dann verkaufen, für die Anwendung am Tier!

Eigentlich findet dieser Stand es auch nicht so toll, das Tierarzneimittel auch über Apotheken vertrieben werden.

Es kommt sogar manchmal vor, dass Patientenbesitzer sich Informationen über das Medikament beim Tierarzt holen, dieses jedoch im Internet kaufen.

Also auch bei denen gibt es starken Unmut über Versandapotheken.

[Aesculap]

@ Kreuzapo Beitrag #13

Da Du es geschrieben hast: "Es lebe die Buchpreisbindung!"

Darüber denke ich auch andauernd nach. Wie kommt es, daß es bei Büchern noch die Buchpreisbindung gibt? Was ist an diesem Gut so viel "besonderer" als an dem besonderen Gut "Arzneimittel", daß es im Preis schützenswerter ist? Kann mir das mal jemand erklären?

Ist es die große Lobby der Verläger oder etwas anderes?

Eine befreundete Buchhändlerin hat mir mal versucht, daß so zu erklären, daß sonst unbekannte Autoren und viel literarisch wertvolles evtl. nicht auf den Markt kommen könnte. -Weil es sich dann einfach nicht rechnet.

Aber ist das wirklich ein Argument?

Ist Literatur wichtiger als Gesundheit? Auch bei Arzneimitteln leidet die Qualität, wenn sie zu billig angeboten werden.

Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Das AL-Nasenspray wirkt nur halb so lange wie das von Olynth. -Und gerade die Abhängigen kaufen immer wieder das von AL.

O.K., hier habe ich verschiedene Marken verglichen. Aber auch wenn wir bei der gleichen Marke bleiben, meint ihr nicht, daß man deren Qualität auch durch Dumping-Preise zerstören kann? Dann wird eben der Rohstoff aus "Timbuktu" bezogen, wo nicht nach GMP produziert wird.

Arzneimittel dürfen nicht verscherbelt werden, ob nun im Versand oder der Präsenzapotheke sei dahin gestellt.
Allerdings wirbt gerade der Versand sehr aggressiv mit seinen Preisen, und gerade auch immer wieder mit der Zuzahlung, die erlassen wird ...

[AlterEgo]

Ist schon komisch, dass bei Büchern nicht so über die Preise geschimpft werden.
Ich weiß aber nicht, ob man das so direkt vergleichen kann.
Ich denke, das Problem ist, dass Bücher sowas wie Luxusgüter sind, die man sich kauft, wenn man sie sich leisten kann.
Bei Arzneimitteln kann man sich meistens nicht "entscheiden", ob man die braucht und/oder sich leisten kann

[Willi]

Yeah, sat.1 Akte hat endlich aufgedeckt: Versandapotheken sind gar nicht so schlimm wie die pösen pösen Vor-Ort-Apotheker es uns immer weismachen wollen. Prof. Dr. Gerd Glaeske (Zentrum für Sozialpolitik Universität Bremen, Healthy Policy) gibt uns DIE TopTipps was Arzneimittel angeht.

Dabei kann schon mal die Beratung über die Versandapotheke viel besser sein als vor Ort oder das Verfallsdatum ist eher als Empfehlung zu sehen. Ihr habt den Beitrag nicht gesehen? Kein Problem, hier mal reinschauen: http://www.sat1.de/ratgeber_magazine...ndheit_213466/
(für minimale bis größere Veränderungen von Puls oder Blutdruck während des Betrachtens übernehme ich keine Verantwortung...)

Prof. Glaeske weiß Bescheid - schließlich hat er selbst Pharmazie studiert!

[Nachi]

Sekunde. "Ein Mittel gegen Insektenstiche" und es wird Aspirin eingeblendet? Ja...und wenn ich chronische Beschwerden hab', dann ist's ja auch ganz gut, wenn ich nicht aus dem Haus muss. Dann geh' ich einfach immer zum Arzt, hole mir mein Rezept (ohne den Arzt zu kontaktieren) und bestelle den Kram im Netz. Und das gerne über Jahre...super Plan!
Ich hasse solche Sender! Es wird arg geschnitten, arg pauschalisiert und zu sehr übertrieben. Es stimmt zwar schon, dass man nicht gerne in der öffentlichen über Scheidenpilz spricht, aber wozu gibt's die Beratungsecke? Der Beitrag sagt eigentlich nichts aus, was man nicht eh schon weiß und zeigt nichts, was einem nutzt. Es ist nonsense!

[Unregistriert]

Besonders hat mir das "Schmerzmittel" Wick VaporRub gefallen *lach*