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Thema: Was spricht gegen Versandapotheken?

  1. #1
    Silver Surfer
    Gast

    Was spricht gegen Versandapotheken?

    Hallo,
    durch die Aktion, welche hier (klick) gerade jemand gestartet hat, muss ich mal die Frage in den Raum werfen: Was spricht objektiv gegen Versandapotheken?

    Aus Kundensicht ist das eigentlich eine ganz praktische Sache: Jemand der z.B. immer die selben Medikamente benötigt, bekommt sie auf diese Weise direkt nach Hause und möglicherweise auch günstiger als in der "Straßenapotheke". Ist doch toll, oder?

    Bitte versucht nicht, die Angst vor Konkurrenz, irgendwie nett zu umschreiben. Denn dies ist kein objektiver Grund. Konkurrenz hat man als Apothekeninhaber auch mit der Apotheke 2 Straßen weiter. Aber gegen die wettert man bestimmt nicht so... Außerdem springen viele "Straßenapotheken" auch mit auf den Zug des Onlineversands auf und haben auf ihrer Website auch einen Shop. Sehr merkwürdig, wenn doch Versandapotheken so verpönt sein sollen...

  2. #2
    Foren-Guru Avatar von Christin
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    Die fehlende Beratung. Punkt.

    Ich will jetzt auch nicht diskutieren, ob Präsenzapotheken auch nicht oder schlecht beraten, aber bei einer Versandapotheke gibt es KEINE aktive Beratung. Die Schwelle, eine Hotline bei Fragen anzurufen, ist einfach viel zu hoch und extrem unpersönlich.

    Auch wenn ein Patient immer die gleichen Medikamente nimmt:
    • in einer Apotheke kann man ihn auf Alternativen hinweisen
    • weiß man bestenfalls aus dem Medikationsprofil, welche weitere Medikation er hat und kann so gezielt auf Probleme hinweisen
    • gerade wenn sich mal etwas bei der Applikation ändert und generell ist ein Hinweis da nie verkehrt
    • es ist kein Geheimnis, das gerade bei Daueranwendern die Medikation zur Routine wird und sich Fehler einschleichen
    • kein Arzneimittel ist harmlos, gerade wenn noch so einige Phytos genommen werden besteht einiges an Interaktionspotential
    • Missbrauch kann viel leichter erkannt werden oder es kann auch Schäden hingewiesen werden: es ist ja kein Problem halbanonym im Netz 100 Packungen Paracetamol zu bestellen; wenn man dafür viele Apotheken abklappern muss ist das viel aufwändiger


    Diese Liste lässt sich unendlich fortsetzen. Aus Sicht der Patientensicherheit und wenn alles optimal wäre der Zusammenarbeit mit dem Arzt und Complianceförderung sind Versandapotheken äußerst unvorteilhaft.

    Das ist jetzt nur ein Aspekt, aber wie ich finde, der wichtigste.
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  3. #3
    Silver Surfer
    Gast
    Hm, also ich selbst benötige nicht wirklich viele Medikamente. Max. 1 oder 2 mal im Jahr bin ich beim Arzt, der mir dann was verschreibt (und dann ist es auch nicht sooo dringend, dass es auch noch übermorgen da sein kann). Noch nie habe ich(!) eine zusätzliche Beratung in der Apotheke zu den wenigen mir verschriebenen Medikamenten benötigt. Ich hab sie nur gekauft und das war es.

    Was ich damit sagen will: Nicht jeder benötigt immer eine persönliche Beratung.

  4. #4
    Bei der Antibabypille braucht man bestimmt keine wiederholte Beratung in der Apotheke. Das ist z.B. ein Produkt wo die Onlineapotheke prädestiniert für den Bezug ist. Ist auf Dauer bestimmt auch günstiger.

  5. #5
    Foren-Guru Avatar von Christin
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    Vielleicht ist der Beratungsbedarf bei Pharmaziestudenten gering, aber manchmal glaubt man gar nicht, was man bei diversen Arzneiformen so alles falsch machen kann. Leider schauen dann doch die wenigsten noch mal in den Beipackzettel.

    @ Erdlöwe: Da muss ich dir zum Teil widersprechen: Günstiger sind nur freiverkäufliche Arzneimittel (vermutlich durch bessere Einkaufskonditionen schon nahe des EKP - was für Apotheken unmöglich ist!), alle verschreibungspflichtigem AM wie auch die Antikonzeptiva unterliegen der Arzneimittelpreisverordnung und kosten überall gleich viel.

    Und mal ganz ehrlich: Ist es schon so schlimm, dass man wegen 1-2x im Jahr nicht in die nächste Apotheke laufen kann und sich die Medikamente bis nach Hause liefern lassen muss?!

    Ich verstehe, dass nicht jeder eine Beratung benötigt, aber in der Apotheke steht der Patient vor mir und ich kann entscheiden, ob er eine benötigt und zur Not nachfragen. Beim Versand ist dies völlig ausgeschlossen, der Patient als "Unwissender" muss entscheiden, ob er alles Nötige weiß - und ich behaupte jetzt mal, dass dies sehr sehr selten ist. Schau dir zum Beispiel mal die ganzen Einnahmehinweise zu Antibiotika an und vor allem die der Trockensäfte - das ist alles gar nicht so einfach!
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  6. #6
    @Christin: Fast allen deiner Argumente kann man etwas entgegensetzen und gleichzeitig welche vorbringen die für Online Apotheken sprechen.

    Die Schwelle, eine Hotline bei Fragen anzurufen, ist einfach viel zu hoch und extrem unpersönlich.
    Jeder hat heutzutage ein Handy und telefoniert stundenlang. Aber eine anonyme Beratung am Telefon stellt ein Hindernis dar? Wer es persönlicher will kann seine Daten hinterlassen oft inkl. eines Gesundheitsfragebogens. Und wer persönliche Beratung face 2 face will geht eben in die Apotheke vor Ort, muss dann aber auch damit rechnen bei den OTCs weitaus mehr zu bezahlen.

    in einer Apotheke kann man ihn auf Alternativen hinweisen
    Kann man am Telefon genau so.

    weiß man bestenfalls aus dem Medikationsprofil, welche weitere Medikation er hat und kann so gezielt auf Probleme hinweisen
    Wie gesagt, es gibt sowas wie Gesundheitsfragebögen und Nachfragen per Telefon oder E-Mail (solche Daten müssen bei der Bestellung in der Regel angegeben werden)

    Missbrauch kann viel leichter erkannt werden oder es kann auch Schäden hingewiesen werden: es ist ja kein Problem halbanonym im Netz 100 Packungen Paracetamol zu bestellen; wenn man dafür viele Apotheken abklappern muss ist das viel aufwändiger
    Missbrauch erkannt werden? Ich glaube nicht, dass der Kunde einen Missbrauch verraten wird und an der Nase kann man es sicher auch nicht ablesen. Der Apotheker vor Ort kann auch bloß nachfragen, wie die bei der Versandapotheke.
    Und wenn ich in einer Großstadt wie Berlin wohne, dann dürfte es ein sehr geringerer Aufwand sein in zig Apotheken zu rennen um Paracetamol zu kaufen. Das sind für mich keine durchschlagenden Argumente.

    Allerdings ist es auch verständlich gegen Versandapotheken zu wettern. Sie machen die Preise der VorOrt Apotheker kaputt (die meist kaum unter dem UVP verkaufen) und "klauen" auch noch Marktanteile. Mich wundert es auch immer wieder, dass gegen Versandapotheken allgemein gewettert wird und gegen schlecht beratende Apotheken am Platz kein Ton verloren wird.

  7. #7
    Foren-Guru Avatar von Christin
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    Was passiert eigentlich, wenn ich in einer Versandapotheke meine Pille bestelle und gleich noch ein Johanniskrautpräparat dazu? Kommt ein roter Zettel mit?! Oder muss ich erst anrufen, meine Daten hinterlassen, um dann auf eine Interaktion aufmerksam gemacht zu werden? Außerdem sind es nicht immer solche auffälligen Interaktionen...

    Wie gesagt, es gibt keine AKTIVE Beratung. Der Patient MUSS ERKENNEN, dass er eine braucht (und das werden ganz wenige sein) und von sich aus anrufen. Das ist in meinen Augen ein gravierender Nachteil, den hier scheinbar keiner nachvollziehen kann! In einer Apotheke hat man den Patienten vor sich, die Versandapotheken müssen ihn erstmal ans Telefon holen.

    Und der Gesundheitsfragebogen...ja, zum Teil werden solche Daten auch in einer Apotheke gespeichert. Ich finde aber schon, dass einige Schwierigkeiten haben, ihre Krankengeschichte aufzuschreiben und so in einer für immer speicherbaren Form an so ein Unternehmen zu schicken! In einer Apotheke kann man diskret persönlich und gezielt fragen - da wo es nötig ist und will nicht gleich die gesamte Krankenakte. Bei einer aktiven Beratung weiß man auch, auf was man eingehen muss!

    Wie gesagt, um über schlecht beratende Apotheken zu diskutieren, sollten wir einen etra Thread aufmachen, das ist hier nicht der Rahmen.
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  8. #8
    Ich finde Versandapotheken insofern auch problematisch, weil es ja immer mal wieder Arzneimittelfälschungen im Internet zu kaufen gibt. Klar bei seriösen Versandapotheken ist das kein Problem, aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass alle Laien eine unseriöse Seite sofort erkennen. Ich denke die Hemmschwelle Medikamente im Internet zu bestellen wird durch Internetapos auch zusätzlich gesenkt.
    Bei der Beratung gibt es auch Unterschiede zwischen den Versandapotheken. Eine Bekannte von mir hat mal bei einer bestellt und hat dann ne Email zu den Wechselwirkungen bekommen. Bei Menschen, die ständig am Computer sitzen, ist das auch eine gute Lösung.
    Es geht den öffentliche Apotheken übrigens auch darum, dass einige Versandapotheken sich weigern, Rezepturen anzufertigen...:dodgy:
    Geändert von AlterEgo (17.04.2011 um 12:28 Uhr)

  9. #9
    Administrator Avatar von ooonja
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    Das Thema Fälschungen ist meiner Meinung nach ein wichtiges Thema. Es gibt einen interessanten Vortrag vom Zentrallabor dazu: Qualität im Internethandel
    Danach sind auf unseriösen Internetseiten über 50% Fälschungen. Es gab auch einen Test, bei dem Propecia (Finasterid) von auffälligen Seiten (ohne Angabe von AGBs) bestellt wurden. Von den 14 Lieferungen enthielten 4 gar keinen WS! (siehe Folie 29)
    Und viel billiger waren die Mittel dort auch nicht (Vergleich Folie 30). Sehr problematisch ist ohne Frage die Bestellung ohne Rezept.

    Noch etwas zum Thema billiger - bei einer Versandapotheke bestellt man noch dieses (weil man von jemand gehört hat, dass es gut sein soll) und jenes (das hab ich doch in der Werbung gesehen) - ist ja so billig. Ob man die Medikamente überhaupt braucht, fragt keiner. In der Apotheke kann einem davon abgeraten werden und man spart Geld und gut sich damit sogar etwas Gutes. Im Artikel: Apothekergestützte Selbstmedikation spart Geld der PZ findet man das noch konkreter mit Zahlen. Und ich sehe noch ein potentiales Problem an zu billigen Arzneimitteln: eine abschräkende Wirkung könnte entfallen: man wendet einfach immer weiter das Diclofenacgel an (kostet ja nichts) anstatt zum Arzt zu gehen. (Ich behaupte nicht, dass dies bei jedem Patient so sein muss.) Versandkosten fallen außerdem noch an.

    Wie gut ist eigentlich der Versand von kühlkettenpflichtigen Arzneimitteln - vor allem wenn man nicht zu Hause ist und das Packet annehmen kann?

    Ich denke, dass sich der Versandhandel gerade bei Jüngeren immer mehr verbreiten wird. Wahrscheinlich ist das große Problem auch nicht in den ersten Lebensjahrzehnten zu sehen, sondern eher bei älteren Patienten, bei denen AM-Wechselwirkungen, Kontraindikationen ect. eine Rolle spielen. Aber wenn man es gewöhnt ist, AM im Internet zu kaufen, wird man sich später kaum umgewöhnen und in die Apotheke gehen...

  10. #10
    @Christin :
    Was passiert eigentlich, wenn ich in einer Versandapotheke meine Pille bestelle und gleich noch ein Johanniskrautpräparat dazu? Kommt ein roter Zettel mit?! Oder muss ich erst anrufen, meine Daten hinterlassen, um dann auf eine Interaktion aufmerksam gemacht zu werden?
    Ich bin leider kein Pharmazeut bei einer Versandapotheke, aber ich weiß, dass auch Versandapotheken Rezeptpflichtiges nur nach Zusendung eines Rezepts versenden dürfen. Deshalb bin ich der Meinung, dass ein Patient der einem Apothker am Vorort Daten vorenthält auch einer Versandapotheken Daten vorenthalten kann bzw. ungedreht. Gibt es Auffälligkeiten wird zurück gerufen. Ein Gesundheitsfragebogen finde ich einen gewaltigen Vorteil. Manche Kunden sagen beim dem 10. Apothekenbesuch nicht das gleiche, was sie noch beim 1. Besuch gesagt haben. Die Versandapotheken sehen auf einen Blick die Gesundheitsgeschichte und die Bestellhistorie und können eingreifen (was bzgl. des Paracetamolthemas von gestern auch ein Punkt ist, der für Versandapotheken spricht. Bei Apotheken vor Ort kann ich einfach zu einer anderen Verkäuferin gehen am nächsten Tag,...)

    Zudem glaube ich, dass all diese hier aufgezählten Horrorszenarien in jeder x-beliebigen Apotheke auch passieren können. Der Apotheker vor Ort ist ist nicht unfehlbar.
    Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich mich persönlich lieber vor Ort beraten lasse. Aber: ich bin nicht der Meinung das ich nicht bei jedem Apothekenbesuch eine Beratung benötige. Warum soll ich dann nur die Beratung gerechtfertigte hohe Preise bezahlen?

    @AlterEgo und ooonja
    Arzneimittelfälschungen sind ein Thema in diesem Bereich (auch wenn die letzten Skandale ja eher Offline waren ). Aber: Die Daten der Studie sind schon fast 5 Jahre alt und es ist quasi ausgeschlossen das soetwas bei deutschen Versandapotheken passiert.

    Mich wundert es immer wieder wie in den Medien Panik diesbezüglich gemacht wird. 33 Fälle mit Deutschlandbezug seit 1996 und die wahrscheinlich noch vor der Jahrtausendwende. Ich arbeite in diesem Bereich und frage mich wirklich, wie die Leute überhaupt auf diese unseriösen Seiten kommen. In mehr als 2 Jahren Suche habe ich bestenfalls 5 entdeckt (die meisten waren kurz danach wieder aus dem Netz verschwunden). Für mich mehr Panikmache und Lobbyarbeit der Apothekenverbände als wirklicher Nutzen.

    @ooonja
    Sorry, aber ein Apotheker, der es ablehnt etwas zu verkaufen, was unbedenklich ist, den wirst du in der Regel vergebens suchen. Am Ende müssen alle wirtschaftlich denken. (Fragt ein TV-Händler, ob man unbedingt einen riesiegen TV braucht?)
    Aus dem 2. Artikel entnehme ich eher, dass es den Krankenversicherungen Geld spart, nicht dem Verbraucher.

    Arzneimittelpreise sollen vor Mißbrauch abschrecken? Damit bestrafst du Millionen von normal denkenden Menschen (insbesondere älter Mitmenschen mit geringen Renten) wegen nur wenigen und das Geld kommt den Apothekern zu.

    Was den Rest betrifft: Ich denke Tests wie von Stiftung Warentest (die einigermaßen neutral sind) haben bewiesen, dass es bei Versandapotheken Defizite gibt, aber auch große Vorteile, die Apotheken vor Ort nicht aufzuweisen haben.
    Das Problem ist doch, dass bei einem geringen Prozentsatz der OTC-Käufer Beratungsbedarf besteht. Das rechtfertigt meiner Meinung nach nicht die bis zu doppelt so hohen Preise bei den übrigen Kunden.

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